Einige Anmerkungen zu Etti Drerup's Bildteppich "Maria Himmelfahrt in Warendorf"
Bildteppich 1951 (signiert und datiert).
von Susanne Drerup-Gloskiewicz und Heinz Joseph Gloskiewicz (Münster)

Etti Drerup: Maria Himmelfahrt in Warendorf. Bildteppich 1951 (signiert und datiert).

 

 

Ein zentrales Werk in dieser kleinen, von uns zum Fest Maria Himmelfahrt 2014 zusammengestellten Schau
mit Werken der Warendorfer Textilkünstlerin Etti Drerup (1920-2011) ist der von ihr im Jahre 1951
geschaffene Bildteppich mit dem Titel "Maria Himmelfahrt in Warendorf", der bis zu ihrem Tod ihr Haus in
der Wandstraße schmückte und danach von der Familie dem Dezentralen Stadtmuseum Warendorf als
Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt wurde - mit der dringenden Bitte, ihn zum Fest Maria Himmelfahrt
der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Der in einem Holzrahmen hinter Glas befindliche Bildteppich behandelt ein Ereignis, das im kulturellen und
religiösen Leben der Stadt Warendorf seit über 250 Jahren einen wichtigen Platz einnimmt und mit dem
sich Etti Drerup zeit ihres langen Lebens immer wieder künstlerisch auseinandersetzte - nicht nur, indem sie
im Laufe der Zeit die Gewänder der Warendorfer Madonna, die ebenfalls in dieser kleinen Werkschau zu
sehen sind, entwarf und anfertigte. Der großformatige Bildteppich gehört wie der 3x5 m messende,
gleichfalls von ihr gearbeitete Bildteppich des Mariengymnasiums Warendorf, der als Leihgabe
dankenswerter Weise von der Schule für die Ausstellung zur Verfügung gestellt wurde, und wie weitere, von
der Künstlerin in dieser Ausstellung zu sehende Arbeiten der 1960er Jahre ("Traumpferdchen" von 1966
und "Die Jagd" von 1968) zu jenen Werken, welche die Künstlerin in der sog. Wienhausener
Klosterstichtechnik fertigte, einer Technik, die nach den berühmten mittelalterlichen Bildteppichen im
ehemaligen Zisterzienserkloster Wienhausen an der Aller benannt ist, das um 1229 gegründet wurde und
seit 1562 ein evangelisches Damenstift ist.
Im Mittelpunkt des Festes steht das Warendorfer Gnadenbild der Laurentiuskirche, besonders
hervorzuheben sind die verschiedenen illuminierten Bögen und die festlich zur Prozession am
Sonntagvormittag herausgeputzte Stadt - all das thematisierte Etti Drerup in ihrem aus kräftigen Wollfäden
gestalteten Bildteppich. In dessen Zentrum steht folgerichtig die Madonna von Warendorf, über der sich
eine weiße Girlande mit der Inschrift "Maria Himmelfahrt in Warendorf" ausbreitet. Dieser monumentalen
Girlande ist weiter unten, genauer unter der abgebildeten und frontal dargestellten Gottesmutter, eine
kleinere Girlande angebracht, darauf wir die Inschrift "AVE REGINA COELIS" (Sei gegrüßt Himmelskönigin)
lesen. Beide Inschriftengirlanden rahmen gemeinsam mit den kräftig herausgearbeiteten Blüten das Bildnis
der unter einem zeltartigen, seitlich von zwei Engeln gehaltenen Baldachin stehenden Gottesmutter mit
dem Christuskind auf ihrem Arm und schmücken es. Die im Hintergrund das gesamte Bild rahmende
Stadtkulisse von Warendorf mit den Kirchen und den Giebelhäusern am Marktplatz geben dem Bild den
städtischen Rahmen dieses Festes, dabei neben der zentral komponierten Gottesmutter die einzelnen
anläßlich des Festes errichteten und illuminierten, sowie geschickt von der Künstlerin in den Bildraum
komponierten Bögen das inszenierte Festtagsgeschehen bestimmen. Wie am Abend vor dem Sonntag
üblich, flanieren die Menschen, hier meist zu Gruppen zusammengefaßt und entweder frontal, in einer
leichten Körperdrehung oder gar von der Rückseite gezeigt, durch die Altstadt, lauschen der Musik und
betrachten die reich geschmückten Bögen. Auf diese Weise hat die Künstlerin eine festliche Stimmung
eingefangen, die die Situation dieses Festes aufs genaueste beschreibt. Auf eine kleine Genreszene sei zum
Schluß dieser Beschreibung noch hingewiesen, auf den kleinen weißen Hund in unmittelbarer
Nachbarschaft des Bogens unterhalb des Gnadenbildes, der seinen Kopf nach oben richtet und auf den vor
ihm stehenden Bogen blickt. Ein von der Künstlerin bewußt gewähltes Symbol, das eine lange Bildtradition
besitzt und zum einen darauf anspielt, dass der Hund "das wahrscheinlich älteste Haustier des Menschen"
ist, zum anderen in der Bildkunst seit alters her unteranderem auch ein Symbol für Glauben und
Frömmigkeit ist. Gerade "ein weißer Hund (... bedeutet) häufig Güte und Frömmigkeit der Person, zu deren
Füßen er dargestellt ist". Alles in allem können wir festhalten: In diesem großformatigen Bildteppich hat Etti
Drerup die Stimmung zum Fest Maria Himmelfahrt festgehalten und darüber hinaus mit diesem Szenenbild
ein Stück Heimatgeschichte und Tradition der Stadt Warendorf festgehalten.
Das Thema der Festtagsbögen zu Maria Himmelfahrt beschäftigte Etti Drerup noch in einem weiteren,
diesmal auf Japanpapier gestalteten Bogen, dessen Architektur sie genauestens auf diesem kleinen
Bildwerk wiedergab. Es ist der in der Freckenhorster Straße befindliche Festtagsbogen, der übrigens auf den
Bildhauer Heinrich Friederichs zurückgeht. An dieser Stelle danken wir der Leihgeberin sehr herzlich dafür,
dass sie uns diese kleine Textilarbeit zu dieser Werkschau zur Verfügung stellte und wir dieses Bildwerk
neben dem monumentalen Bildteppich platzieren konnten.
Münster, im August 2014
Verwiesen sei auf unseren Aufsatz "Die Warendorfer Textilkünstlerin Elisabeth (Etti) Drerup (1920-2011) -
Aspekte ihrer Kunst, in: Warendorfer Schriften Bd. 41/42, 2012, begr. u. hrsg. im Auftrag des Heimatvereins
Warendorf e. V. von P. Leidinger, 158-194 mit Abb. u. Anm.

Informationen: Prof. Dr. Hans-Uwe Erichsen, Tel. Nr. 0251 31312
Mail: r(dot)friederichs(at)gmx(dot)de
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